Regulierung von künstlicher Intelligenz: Mehr Vorgaben für KI gefordert

Die EU will ihr Regelwerk für künstliche Intelligenz fertig verhandeln. Kurz vor Schluss gibt es nun Streit: Fachleute fordern mehr Verbindlichkeit.

APP schwarz-weiß Männchen mit Antenne GPT

Die EU-Gremien wollen sich bis Ende des Jahres auf die Details einer Regulierung geeinigt haben Foto: Friedrich Stark/imago

BERLIN taz | In der entscheidenden Phase der Verhandlungen über eine Regulierung der künstlichen Intelligenz (KI) in Europa ist ein Streit um die Regeln für einen besonders wichtigen Teil der neuen Technologie ausgebrochen: die Basismodelle, zu denen beispielsweise auch GPT für das Erstellen von Texten gehört.

In einem offenen Brief fordert eine Gruppe namhafter For­sche­r:in­nen sowie Ver­tre­te­r:in­nen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass diese Modelle verbindlich reguliert werden. Die Bundesregierung hatte sich zuletzt gemeinsam mit Frankreich und Italien dafür eingesetzt, dass es lediglich eine Selbstregulierung geben soll. „Wir glauben, dass die Regulierung von Grundlagenmodellen im AI Act für ein florierendes und sicheres KI-Ökosystem entscheidend ist“, heißt es in dem offenen Brief. Von einer Selbstregulierung sei abzuraten.

Die EU-Gremien wollen sich bis spätestens Ende des Jahres auf die Details einer Regulierung für KI geeinigt haben. Derzeit laufen die Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat. Der AI Act soll eine rechtliche Grundlage für die Entwicklung und den Einsatz von KI bilden und gleichermaßen ihren Einsatz ermöglichen, wie mögliche Schäden abwenden oder minimieren.

Die Probleme sind jetzt schon zahlreich: von der Möglichkeit, schnell große Mengen an Fake News und Propaganda zu generieren über Diskriminierung durch KI-basierte Inhalte oder Entscheidungen bis hin zur ungeklärten Haftungsfrage – wenn also durch den Einsatz von einem KI-System Schaden entsteht.

Brief warnt vor zahlreichen Gefahren

Die Basis- oder Grundlagenmodelle („Foundation Models“), um die sich der Konflikt nun dreht, sind so etwas wie das Fundament der Technologie: Es sind sehr große KI-Modelle, die mit einem breiten Satz an Daten trainiert wurden. Basismodelle gibt es nicht nur für Text – wie GPT –, sondern auch für Bilder, Videos oder Sprache. Ein Basismodell kann die Grundlage für eine Vielzahl von Anwendungen sein. Welche Regeln für diese Modelle gelten oder nicht gelten, wird daher entscheidend sein für die weitere Entwicklung.

Die Un­ter­zeich­ne­r:in­nen des Briefes argumentieren folgendermaßen: KI berge zahlreiche Gefahren, unter anderem auch für die öffentliche Sicherheit – etwa durch KI-generierte Desinformation und Manipulation oder KI-gestützte Cyberangriffe. „Diese Risiken für die öffentliche Sicherheit sind Grundlagenmodellen inhärent“, heißt es in dem Schreiben.

Daher sei es so wichtig, dass es hier verbindliche Regeln gebe. „Eine Selbstregulierung würde wahrscheinlich auf dramatische Weise hinter den Standards zurückbleiben, die für die Sicherheit von Grundlagenmodellen nötig sind.“ Schon ein einziges unsicheres Basismodell könne Risiken für die öffentliche Sicherheit bergen.

Unter den Unterzeichnenden sind unter anderem die Turing-Preis-Gewinner Yoshua Bengio und Geoffrey Hinton sowie die Informatik-Professorin Katharina Morik, die als eine der Vorreiterinnen in der Forschung zum Maschinellen Lernen gilt.

Digitalminister Volker Wissing (FDP) hatte dagegen nach einem Treffen mit Ver­tre­te­r:in­nen baltischer Staaten in der vergangenen Woche die gegenteilige Position der Bundesregierung verteidigt: „Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass KI sich andere Orte sucht als Europa.“ Weniger Regulierung diene der Sicherheit, weil Europa dadurch attraktiver als Entwicklungsstandort würde und bei einer Entwicklung hierzulande eher europäische Werte berücksichtigt würden.

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